Da hat der Dieter-Eisele-Saal aber ganz schön gebebt – vor eingängigen Rhythmen, vor Virtuosität und Volumen, und auch ob des großen Beifalls des Publikums. Grund für dieses Beben waren die Steinheimer Trompetentage, die erstmals abgehalten wurden. Erstmals kooperierten auch Musikverein und Musikschule Steinheim miteinander, und diese Kooperation, die bislang auf dem Papier bestand, wurde durch die Trompetentage so richtig mit Leben erfüllt: Das Konzert der beiden Steinheimer Institutionen riss das Publikum an beiden Abenden buchstäblich vom Hocker, und wurde der Applaus am Ende nicht wenig im Stehen gegeben.

Zwei namhafte Solisten
Diese Mischung bestand aus der Big Band der Musikschule Steinheim unter der Leitung von Eberhard Budziat, aus dem Großen Blasorchester des Musikvereins Steinheim unter der Leitung von Jan Jäger und zwei großartigen und namhaften Solisten, deren Engagement der Förderverein der Musikschule mit seiner Unterstützung möglich gemacht hat

Die Big Band bediente den Jazzbereich mit Kompositionen von Duke Ellington, der auf den Spuren von Luois Armstrong wandelte, Jeff Jarvis, Horace Silver, aber auch aus der Feder von Eberhard Budziat selbst wie den poppigen Shuffle „Stroll“, alles mit viel Raum für Improvisationen. Und die nutzte die Big Band weidlich aus – zur großen Freude des Publikums, das nicht müde wurde, all die feinen Soli zu beklatschen.

Der zweite Teil des Abends gehörte dem Großen Blasorchester, das mit Pop-Balladen wie „Nothing’s gonna change my love for you“, Filmmusik voller Dynamik wie „Children of Sanchez“ und „Gonna fly now“ aus „Rocky“, dem „Egerländer Trompetentraum“ zeigte, was Blasmusik alles bedeuten kann: Feine zarte Töne zum Dahinschmelzen, aber auch eben richtig großes Volumen voller Kraft und Energie. Pop und Polka, Film und Fanfare – es war schon enorm, welche Bandbreite ein Blasorchester bedienen kann. Das ging ins Ohr, und das ging ins Herz und es ging auch in die Füße, die da durchaus inspiriert wurden.

Verstärkung hatten sowohl Big Band als auch Blasorchester durch die beiden Solisten, bei welchen bereits die Liste der Engagements beeindruckend war: Der Nürnberger Tobias Weidinger stand schon auf der Bühne mit den „Fantastischen Vier“, mit Max Herre, „Seeed“, Cro und Roger Cicero. Ähnlich beeindruckend die Liste beim Wahl-Berliner Florian Menzel: Clueso, „Revolverheld“, Jimmy Somerville, „Till Brönner Orchestra“ und obendrein hat er auch noch den Deutschen Filmpreis für die Filmmusik zu „Oh Boy“ gewonnen.

Meisterlicher Virtuosität
Und die beiden erfüllten alle Erwartungen: Ihre Kunstfertigkeit an der Trompete beeindruckte und verblüffte jedes Mal aufs Neue – und die beiden zeigten, zu welch meisterlicher Virtuosität ein Trompeter in der Lage ist. Das zu erleben, war schon ein echtes Schmankerl. Das Publikum wusste solche Hochkaräter durchaus zu schätzen, zumal auch das Zusammenspiel mit den beiden Ensembles durchweg fein abgestimmt war – fast ist man versucht, von einem Fest der Blasmusik zu sprechen, wenn diese Bezeichnung nicht durch Fernsehsendungen verbrannt wäre, die ganz andere Genres bedienen.

Diese Trompetentage zeigten zweierlei: Musikalisches Können auf hohem Niveau und die Lust, dieses auszuleben, aber eben auch, dass das Miteinander von Musikschule und Musikverein, das nach vielen vielen Jahren nun endlich zustande gekommen ist, ein Gewinn für beide ist. Eigentlich für drei: Das Publikum war begeistert über dieses Ergebnis der Zusammenarbeit und die geballte Bläserkraft. Und hat sicher nichts dagegen, wenn den ersten Trompetentagen auch die zweiten folgen.

Heidenheimer Zeitung, Marita Kasischke, 28.03.2022